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Fünfter Bericht zur statistischen Erhebung von Versuchstieren

Am 05.11.2007 hat die EU-Kommission den “Fünften Bericht [1] über die statistischen Angaben zur Anzahl der in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union für Versuchs- und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere” an den Rat und das EU-Parlament übermittelt.
Dieser basiert auf den statistischen Daten des Jahres 2005 der sowohl “alten” 15 EU-Mitgliedstaaten als auch der im Jahre 2004 neu beigetretenen 10 EU-Mitgliedsländer.

Alle Daten wurden in der schon Ende 1997 vereinbarten einheitlichen Form– in acht harmonisierten Tabellen – abgeliefert. Allein Frankreich schaffte es schon wieder nicht (wie schon für den ersten, zweiten und vierten Bericht) die erforderlichen Daten aus dem Jahre 2005 zu melden, sondern übermittelte einfach die aus dem Jahre 2004. (Wieso die Kommission dies ohne jeglichen Kommentar immer wieder hinnimmt, bleibt erstaunlich.)

Im Jahre 2005 wurden in den damals 25 EU-Mitgliedstaaten 12.117.583 lebende Tiere zu Experimenten und Tests, die mit Leiden, Schmerzen, Ängsten oder dauerhaften Schäden verbunden waren, herangezogen. (Das sind 23 Tiere pro Minute.)

Da erstmals die Daten von den 25 EU-Mitgliedstaaten berücksichtigt wurden, ist ein Vergleich mit dem vorigen “Vierten Bericht”, der die Daten aus dem Jahre 2002 enthält, nur bedingt – und zwar zwischen den “alten” 15 EU-Mitgliedstaaten möglich. Dabei lässt sich ein Anstieg der verwendeten Versuchstiere um 3,2 %, das sind um 339.279 mehr, feststellen. Die neu im Jahr 2004 beigetretenen 10 EU-Mitgliedstaaten verbuchen 1.047.284 Versuchstiere, was einem Anteil von 8,6 % der von allen 25 EU-Mitgliedstaaten gemeldeten Versuchstiere entspricht.

Frankreich, das – wie schon erwähnt – als einziges Land es nicht schaffte, Zahlen aus dem Jahre 2005 vorzulegen und statt dessen einfach die aus dem Jahre 2004 ablieferte, nimmt mit 2.325.398 (2002: 2.212.294) Tieren die traurige Spitzenstellung beim Verbrauch von Versuchstieren ein. Das Vereinigte Königreich meldete 1.874.207 (2002: 1.817.485) und Deutschland 1.822.424 (2002: 2.071.568) Versuchstiere.

Danach folgen in absteigender Reihenfolge: Griechenland (926.092), Italien (896.966), Belgien (718.976), Spanien (595.597), Niederlande (531.199), Schweden (505.681), Dänemark (365.940), Polen (358.829), Tschechien (330.933), Ungarn (297.209), Finnland (256.826), Österreich (167.312), Portugal (41.621), Irland (37.940), Slowakei (23.369), Lettland (13.319), Slowenien (11.991), Litauen (5.767), Estland (4.900), Luxemburg (4.120) und Zypern (967).
Malta hat als einziges EU-Land keine Tierversuche durchgeführt.


Anzahl der verwendeten Tiere nach ihrer Art

Bei den verwendeten Tierarten sind die Mäuse mit mehr als der Hälfte (53%, das sind 6.430.346) von der Gesamtzahl die größte Gruppe. Ratten rangieren mit 2.336.032 an zweiter, Fische mit 1.749.178 an dritter Stelle. Dann folgen – in absteigender Reihenfolge – “Andere Vögel” (649.813), Kaninchen (312.681), Meerschweinchen (257.307), Amphibien (74.620), Schweine (66.305), “Andere Nager” (64.474), Rinder (36.271), Hamster (31.535), Schafe (30.021), Hunde (24.119), Affen (10.451; davon Halbaffen: 677, Neuweltaffen: 1.564, Altweltaffen: 8.202, Menschenaffen: 0), “Andere Säugetiere” (9.950), Wachteln (9.246), “Andere Fleischfresser” (8.711), Pferde, Esel und Kreuzungen (5.312), Katzen (3.898), Frettchen (2.690), Reptilien (2.477), Ziegen (2.146).
Einzig erfreulich ist, dass – wie schon im Jahre 2002 – keine Menschenaffen zu Versuchen herangezogen wurden.


Anzahl der verwendeten Tiere nach ihrer Herkunft

Seltsamerweise wird (wie schon bei den vorhergehenden Berichten) die Herkunft der Versuchstiere und die Anzahl der erneut verwendeten Tiere nicht von allen 12.117.583 Tieren erfasst, sondern lediglich von Affen, Frettchen, Hamstern, Hunden, Kaninchen, Katzen, Mäusen, Meerschweinchen, Ratten und Wachteln, die insgesamt 9.418.305 Tiere ausmachen. Die Beschränkung auf diese Tierarten stellt eine völlig willkürliche Auswahl dar und führt bloß dazu, die tatsächliche Situation zu verschleiern. Denn so fehlen von fast einem Viertel (!) der Tiere, nämlich von 2.699.278, die Herkunfts- und Wiederverwendungsangaben (nämlich von den “Anderen Nagern”, “Anderen Fleischfressern”, Pferden, Schweinen, Ziegen, Schafen, Rindern, “Anderen Säugetieren”, “Anderen Vögel”, Reptilien, Amphibien und sogar von den Fischen, die allein 15 % der gesamt verwendeten Tiere ausmachen).

Von den – wie oben angeführt – willkürlich ausgewählten 9.418.305 Tieren kommen fast 8 Millionen Tiere (7.941.168) aus registrierten Zucht- und Liefereinrichtungen des berichterstattenden EU-Landes. Über 1,2 Million Tiere (1.230.720) kommen wohl aus einem Land der EU, aber aus keinen registrierten Einrichtungen.

Von den 9.418.305 Tieren sind 20.915 erneut für einen Versuch verwendet worden.

Anzahl der verwendeten Tiere nach dem Versuchszweck

Unter dem Gesichtspunkt des Versuchszweckes nimmt die Biologische Grundlagenforschung mit rund 33 % (4.035.470 Tiere) den größten Bereich ein. Es folgt mit 31 % die Gruppe der 3.746.028 Versuchstiere, die zur Forschung und Entwicklung von Produkten und Geräten der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin eingesetzt wurde.
Für die die Diagnose von Krankheiten wurden rund 2 % (272.014 Tiere), für die Aus- und Fortbildung 1,6 % (198.994 Tiere) verwendet.

Anzahl der verwendeten Tiere für toxikologische und sonstige Unbedenklichkeitsprüfungen

Insgesamt wurden an 1.026.286 Tieren, das sind rund 8 %, die äußerst schwer belastenden toxikologischen und sonstigen Unbedenklichkeitsprüfungen durchgeführt (z.B. akute und subakute, chronische und subchronischen Giftigkeitsprüfungen, Haut- und Augenreizungstests, Mutagenitätstests etc.), davon hauptsächlich für Produkte und Geräte der Zahn-, Human- und Veterinärmedizin an 522.121 Tieren.

Zur Prüfung von Kosmetika wurden an 5.571 Tieren toxikologische Tests durchgeführt, die meisten davon in Frankreich: 5.496 Tieren; die verbleibenden 75 Tiere wurden in Spanien für toxikologische Kosmetiktests herangezogen.

Die meisten toxikologischen und sonstigen Unbedenklichkeitstests basierten auf gesetzlichen Regelungen. Doch an 89.417 Tieren wurden Giftigkeitstests ohne jegliche gesetzliche Grundlage durchgeführt.


Anzahl der verwendeten Tiere im Zusammenhang mit Krankheiten von Mensch und Tier

Hierfür wurden insgesamt 6.969.550 Tiere eingesetzt, davon 1.510.548 für Nervenleiden und Geisteskrankheiten des Menschen, 1.329.247 Tiere für spezielle Tierkrankheiten (z.B. BSE, Vogelgrippe), 889.311 für Krebserkrankungen beim Menschen und 417.377 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen des Menschen.
Die höchste Anzahl der verwendeten Tiere mit 2.823.067 (das sind 40,5 % !) findet sich in der Rubrik für “Sonstige Krankheiten des Menschen”. Im Sinne einer verbesserten Aussagekraft der Statistik wäre es erforderlich diese Rubrik weiter nach Krankheiten (etwa nach Diabetes, Allergien etc.) zu differenzieren.

Siehe dazu auch: Bericht (ohne statische Tabellen) auf Deutsch [2]

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