Studie: Delfintherapien wirken kaum

Die unter anderem bei der Behandlung behinderter Kinder eingesetzte Delfintherapie hat keinen nachhaltigen Nutzen und wirkt nicht effizienter als andere tiergestützte Therapien.  

Zu diesem Ergebnis kommt die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation (WDCS) in einer am Mittwoch in Hamburg vorgestellten Studie. Die sehr teure Therapie diene meist vor allem kommerziellen Zwecken.

Die Delfine aber litten massiv unter der Haltung in den Aquarien, sagte die Verhaltensforscherin Carola Otterstedt über die Ergebnisse der Untersuchung. 
   
 Zwei Ansätze: Konzentration und Entspannung    
  
 
  Ziel der Untersuchung “Delfintherapie – Eine Faktensammlung” sei es gewesen, die Risiken der Therapieform seriös, wissenschaftlich und transparent zu erfassen, sagte Nicolas Entrup, Geschäftsführer der Organisation.

Die Studie hinterfrage zwei grundsätzliche Therapieansätze mit Delfinen. Der eine gehe davon aus, dass die Konzentrationsfähigkeit der Patienten sich bessere, erklärte der Meeresbiologe Karsten Brensing.

Beim zweiten Ansatz solle die Fähigkeit, sich entspannen zu können, gefördert werden. “Dies sind zwei komplett gegensätzliche Theorien”, sagte Brensing. Beide hielten wissenschaftlichen Überprüfungen nicht stand. 
 
    Delfintherapie – Eine Faktensammlung (pdf-Datei)
   
 Unterstützung, aber keine Heilung    
  
 
  Otterstedt kritisierte, dass Familien mit kranken Kindern eine “Wundertherapie” versprochen würde. Drei Wochen Therapie in einem Zentrum in Florida kosteten etwa 15.000 Euro.

Doch niemand schütze die Familien vor der Enttäuschung, wenn die Behandlung nicht anschlüge. “Eine Therapie mit Tieren ist immer nur eine Unterstützung der Behandlung und niemals eine Heilmethode.” 
   
 Haustiere genauso wirksam    
  

  Wissenschaftliche Langzeitstudien zeigten, dass Therapien mit Haus- und Nutztieren, Hunden, Schafen und sogar Insekten ebenso wirksam seien wie die mit Delfinen.

Für die Meeressäuger seien derartige Programme qualvoll: Bei der Haltung in Aquarien litten die Tiere unter Stress, die Sterblichkeitsrate sei um 60 Prozent höher als bei Artgenossen im offenen Meer. 
   
 Gegenmeinung: Doch nachhaltige Wirkung    
 
 
  Der Berliner Rehabilitationspsychologe Erwin Breitenbach widersprach der WDCS-Studie. Er erklärte in einer Stellungnahme, es gebe eine Studie mit fünf- bis zehnjährigen Kindern mit schweren Behinderungen, deren verbale Kommunikation und Sozialverhalten mit einer Delfintherapie verbessert worden seien.

Der Effekt habe auch nach einem halben bis einem Jahr noch nachgewiesen werden können – und sei damit nachhaltig, sagte der an der Humboldt-Universität Berlin lehrende Forscher. 
   
 “Vielfältiger Interaktionspartner”    
  
 
  Breitenbach erklärte, er habe in einer Studie gemeinsam mit anderen Forschern gezeigt, dass Nutztiere keineswegs denselben Effekt wie Delfine bewirken. “Der Delfin ist ein besonderes Tier mit besonderer, motivierender Ausstrahlung.”

Mit dem Meeressäuger könne man einfach mehr machen als mit einer Kuh. “Er ist ein vielfältigerer und interessanterer Interaktionspartner.”

[science.ORF.at/dpa, 23.1.08]  

http://science.orf.at/science/news/150567
 

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