Am 29.06 2004 ist im Amtsblatt der Wiener Zeitung die Tierversuchsstatistik gemäß § 16 Tierversuchsgesetz für das Jahr 2003 publiziert worden.
Laut amtlicher Statistik wurden im Jahr 2003 insgesamt 171.937 lebende Wirbeltiere für Experimente, die für das Tier mit erheblichen Leiden und Schmerzen verbunden sind, verwendet. Das sind im Vergleich zum Vorjahr um gute 10 % weniger. Dies ist sehr erfreulich, zumal in den letzten Jahren die Zahl der Versuchstiere dramatisch angestiegen ist. Doch die für 2003 gezählten 171.937 Tiere stellen gegenüber dem Jahr 1999 noch immer eine 32 %ige Erhöhung dar. Noch immer stirbt in Österreich alle drei Minuten ein Tier an einem belastenden Versuch.
Wie viele Tiere sich im Jahr 2003 tatsächlich in den Versuchslabors befunden haben, ist der Statistik nicht zu entnehmen, da sich die Zahlen nur auf die Labortiere, die im betreffenden Jahr im Versuch verwendet wurden. Schließlich ist es üblich, Tiere in den Versuchslabors quasi auf Vorrat zu halten bzw. bei Nichtgebrauch auch zu töten, was statistisch nicht erfasst wird.
Zudem ist der Statistik nicht zu entnehmen, wie viele Versuche ein einzelnes Versuchstier insgesamt bis zu seinem qualvollen Tod über sich ergehen lassen musste.
Auch werden Klonversuche, gentechnische Experimente und der Einsatz von transgenen Tieren nicht eigens ausgewiesen.
Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass die Zahlen der offiziellen Statistik nicht dem tatsächlichen Verbrauch von Tieren in den Labors entsprechen.
Denn nach dem Tierversuchsgesetz gilt nicht jeder Eingriff an einem Tier (auch in einem Tierversuchslabor!) als ein Tierversuch und scheint somit nicht in der offiziellen Statistik auf. Nach dem Gesetz handelt es sich nur dann um einen Tierversuch, wenn
- 1. der Versuch an einem Wirbeltier durchgeführt wird. Versuche an Wirbellosen gelten nicht als Tierversuche!
- 2. der Versuch mit erheblichen Schmerzen und Leiden verbunden ist. Alle Eingriffe, die nach der Meinung des Experimentators (!) für das Tier nicht belastend sind, gelten nicht als Tierversuche!
- 3. der Versuch am lebenden Tier durchgeführt wird. Versuche an Tieren, die vorher eigens (zum Zwecke der Gewinnung von Gewebe, Zellen, Organen etc.) dafür getötet wurden, gelten nicht als Tierversuche! Ebenso wenig gelten Versuche an Tierföten und -embryonen als Tierversuche.
Darüber hinaus unterliegen Tierversuche, die in einem anderen Land in Auftrag gegeben oder als Forschungsprojekt in ein anders Land verlagert werden nicht dem Tierversuchsgesetz.
Der schnelleren und leichteren Übersichtlichkeit wegen, habe ich die 40 Seiten umfassenden Tabellen auf 4 Seiten komprimiert, indem ich bei den Tabellen 2 – 7 die Aufschlüsselung nach den einzelnen Tierarten weggelassen habe.
Tabelle 1:
Anzahl der verwendeten Tiere nach ihrer Herkunft:
Die Mehrheit der Tiere, 74 %, stammt “aus anderen Quellen innerhalb der EU” (126.879) und “aus sonstiger Herkunft” (3.273), also aus keinen registrierten Einrichtungen. Somit sind wir noch meilenweit von der Zielvorgabe der Tierversuchsstatistik-Verordnung entfernt, nach der die Tiere vorrangig aus registrierten Einrichtungen kommen sollten. 41.515 Tiere kommen aus einer österreichischen registrierten Zucht- oder Liefereinrichtung.
Anzahl der verwendeten Tiere nach den zuständigen Ressorts:
Den höchsten Verbrauch hat mit fast 78 % wieder das BM für Gesundheit und Frauen zu melden (135.127), dem abermals das BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur (32.488) folgt. Das Gesundheitsministerium hat im Vergleich zum Vorjahr über 14.000 (!) Tiere mehr zu verzeichnen. Bei alle anderen Ministerien ist einen Rückgang der Versuchstiere zu beobachten.
Anzahl der verwendeten Tiere nach ihrer Art:
Nach wie vor stellen Mäuse (137.799), Kaninchen (13.829), Ratten (10.583) und Meerschweinchen (4.958) – vor allem aufgrund des leichteren Handlings (sie sind billig, vermehren sich rasch und werden ungeachtet ihrer vitalen und sozialen Bedürfnisse in winzigen Käfigen untergebracht) – mit 97 % die bevorzugte Versuchstierart dar. Bei den restlichen 3 %, das sind immerhin noch 4.910 Tiere, fällt vor allem die Zunahme bei der Verwendung von Nutztieren auf. So beträgt bei Schweinen, Ziegen, Schafen, Rindern und Pferden bzw. Eseln die Steigerung 228 %.
Die Verwendung von Katzen für Tierversuche ist von 280 auf 22 zurückgegangen. Bei Hunden (139) ist allerdings eine Erhöhung von 27 % zu verzeichnen, die um so mehr befremdet als es eine ministerielle Weisung für ein Verbot von Versuchen an Hunden gibt, das für das Ressort des Bildungsministeriums gilt.
Auffallend hoch, nämlich 1.496 (im Vorjahr 417) ist auch die Anzahl von “Anderen Vögeln”.
Tabelle 2:
Anzahl der verwendeten Tiere nach dem Versuchszweck:
Die meisten Tiere sind für die Forschung, Entwicklung, Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin, nämlich 130.646, verwendet worden (das sind gegenüber dem Vorjahr um über 14.000 weniger).
Der Einsatz von Tieren für die allgemeine und berufliche Bildung hat mit 56 % abermals enorm zugenommen. Dies ist um so bestürzender, als es in diesem Bereich zahlreiche Ersatzmethoden gibt, weshalb dafür kein einziges Tier mehr sterben sollte. Für die Diagnose von Krankheiten wurden 2.633 Tiere verwendet.
Tabelle 3:
Die Spalte 2.6 mit den 7.403 Tieren wird hier weiter nach der untersuchten Stoffart aufgeschlüsselt:
Für toxikologische und sonstige Unbedenklichkeitsprüfungen wurden 7.403 Tiere insgesamt verwendet, die Hälfte davon für Produkte/Stoffe oder Geräte in der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin. Keine Giftigkeitstests wurden für Kosmetika, Lebensmittel- und Futtermittelzusatzstoffe, für Produkte/Stoffe im Haushalt und in der Industrie durchgeführt.
Tabelle 4:
Anzahl der verwendeten Tiere bei Versuchen im Zusammenhang mit Krankheiten von Mensch und Tier:
Hierfür wurden insgesamt 85.504 Tiere verwendet (im Vergleich zum Vorjahr um über 11.000 Tiere mehr), davon 13.763 für Krebserkrankungen beim Menschen, 4.172 für Nervenleiden und Geisteskrankheiten des Menschen, 2.339 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen des Menschen und 1.569 für spezielle Tierkrankheiten betreffende Untersuchungen.
Nach wie vor findet sich die höchste Anzahl der verwendeten Tieren mit 63.661 in der Rubrik für “Sonstige Krankheiten des Menschen”. Es wäre angebracht, hier die Statistik im Sinne der Aussagekraft weiter nach Krankheiten zu differenzieren wie Diabetes, Allergien etc.
Tabelle 5:
Die Zahlenangaben der Spalten 2.4 und 2.5, nämlich die Anzahl der 47.186 verwendeten Tiere bei der Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin werden hier weiter nach den Rechtsvorschriften aufgeschlüsselt:
23.862 Tiere (im Vorjahr 41.870) wurden aufgrund von einer Kombination von Rechtsvorschriften (EU, Europarat, nationale und sonstige) verwendet; 22.761 Tiere wurden aufgrund von EU-Rechtsvorschriften den Versuchen unterzogen.
An 25 Tieren wurden Versuche durchgeführt, die auf keiner Rechtsvorschrift basieren. Und unter “Sonstige Rechtsvorschriften” fiel 2003 kein einziger Tierversuch (im Vorjahr: 2.381).
An 538 Tieren wurden aufgrund österreichischer Rechtsvorschriften Experimente durchgeführt.
Tabelle 6:
Die Spalte 2.6 wird hier mit den 7.403 Tieren weiter nach den Rechtsvorschriften aufgeschlüsselt:
Die Verwendung der Versuchstiere für toxikologische und Unbedenklichkeitsprüfungen basierte zum größten Teil auf EU- und sonstige Rechtsvorschriften (6.233).
An 661 Tieren wurden Giftigkeitstest ohne jegliche Rechtsvorschrift durchgeführt!
Tabelle 7:
Die Spalte 2.6 wird hier mit den 7.403 Tieren weiter nach der Art der Toxizitätsprüfungen aufgeschlüsselt:
40 Tiere wurden dem sehr belastenden LD-50-Giftigkeitstest geopfert. Dies muss aufgeklärt werden, da dieser Test laut einer Verordnung in Österreich seit Jahren verboten ist und dementsprechend auch im Vorjahr nicht durchgeführt wurde.
Tabelle 8:
Die Spalte 2.6 wird hier mit den 7.403 Tieren weiter nach der Art der Toxizitätsprüfungen aufgeschlüsselt und nach den Produktgruppen eingeteilt:
An 7.402 Tiere wurden Giftigkeitstests für Produkte/Stoffe/Geräte der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin und für “Sonstiges” durchgeführt; davon wurde an über der Hälfte der Tiere (3.821) akute und subakute Toxizitätsprüfmethoden angewandt.
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