Das BPRC – Biomedical Primate Research Center (Biomedizinisches Affenforschungszentrum) – in Rijswijk/Niederlande ist das größte Affenforschungslabor Europas. An 1500 Affen werden Versuche im Bereich der Immunologie, der Parasitologie und der Virologie durchgeführt. Insbesondere sollen die Tiere der Suche nach Impfstoffen und Medikamenten gegen Aids, Hepatitis und Malaria dienen.
Affen vegetieren in viel zu engen Metallkäfigen dahin
Die meisten Affen – Schimpansen, Rhesusaffen, Tamarins und Marmosets – die in der Natur in Familienverbänden leben, werden ohne jeglichen Kontakt zu einem Artgenossen gehalten.
Ein Drittel der Rhesusaffen vegetiert isoliert in Metallkäfigen, die nicht einmal der Körpergröße der Tiere entsprechen.
Ein Schimpanse muss mit einem Platz von 1x1x2 Meter sein Auskommen finden. Die Tiere können sich nicht bewegen, sie können mit niemandem kommunizieren, sie haben keine Beschäftigung.
So stehen sie jahrelang in ihren knapp bemessenen, kahlen und sterilen Gefängnissen, und müssen neben den Schmerzen und Qualen, die ihnen durch die Experimente zugefügt werden, diese leidvolle, tierquälerische Haltung auf sich nehmen, die durch die stereotypen Bewegungen evident wird: die Affen wiegen ihren Körper monoton hin und her und die, die noch nicht ganz der Apathie verfallen sind, rütteln mit einem letzten Hoffnungsschimmer unaufhörlich an den Stäben.
Die Ergebnisse aus den Affenexperimenten sind nicht auf den Menschen übertragbar
Immer wieder haben TierschützerInnen auf die grausamen Haltungsbedingungen aufmerksam gemacht und immer wieder haben TierversuchsgegnerInnen auf die Sinnlosigkeit der Tests, denen die Tiere unterzogen werden, hingewiesen. Die Ergebnisse aus dem Tierexperiment – auch nicht die von Affen – lassen sich nicht auf die komplexe Lebenssituation des Menschen übertragen.
Die in regelmäßigen Abständen auftauchenden Arzneimittelkatastrophen und die Stagnation der medizinischen Entwicklung bei der Heilung von Krankheiten wie Aids und Krebs sowie die rasante Zunahme von Allergien etwa legen ein trauriges Zeugnis davon ab.
Hoffentlich bald das letzte Labor in Europa, das immer noch Experimente an Schimpansen durchführt
Das BPRC ist nicht nur das größte, sondern auch das einzige Labor in Europa, das Experimente an Schimpansen durchführt bzw. bis vor kurzem durchgeführt hat.
In den letzten dreißig Jahren wurde – auch mit Hilfe von EU-Förderungsgeldern – eine eigene Schimpansenzucht aufgebaut. Die meisten der weiblichen Schimpansen werden hierbei als Gebärmaschinen missbraucht. Die Jungen werden ihnen so früh wie möglich weggenommen – denn sie müssen auf die Versuche, auch emotional, vorbereitet werden.
Zur Zeit befinden sich 105 Schimpansen im BPRC, 23 davon sind mit Aids bzw. Hepatitis infiziert. Doch mittlerweile – nach jahrzehntelanger Forschung – musste man einsehen, dass Affen zwar mit dem HIV-Virus infizierbar sind, jedoch nicht am Menschen-Aids erkranken. Und offenbar haben selbst so manche Experimentatoren erkannt, wie ähnlich uns die Schimpansen sind, die neben den Gorillas, Orang-Utans und Bonobos zu den Großen Menschenaffen, unseren nächsten Verwandten, gezählt werden.
Weltweit werden die Aids-Versuche an Affen eingestellt und für die ausgedienten Schimpansen werden Rehabilitationsstationen eingerichtet. Es ist unmöglich, die Tiere wieder in die Natur zu entlassen. Zu sehr wurden sie dieser entfremdet und durch die Haltung und die Experimente seelisch, geistig und körperlich geschädigt.
In Großbritannien und Neuseeland wurden Versuche an Menschenaffen sogar gesetzlich verboten.
In Österreich hat die
- Firma Baxter im November 1999 die Versuche an den 47 Schimpansen im Primatenzentrum in Orth an der Donau aber auch an all den anderen Affen abgebrochen. Die Tiere kommen in eine noch zu errichtende Auffangstation im Tierpark Gänserndorf/NÖ.
- Im Novartis Forschungsinstitut in Wien werden wohl keine Schimpansen aber an die 180 Meerkatzen gehalten. Im Jahr 2000 wurden dort an 177 Affen Experimente zur Entstehung von Entzündungen durchgeführt. Das sind fast doppelt so viel wie im Jahr davor!!! Im Jahr 2001 verzeichnet die Statistik die Verwendung von insgesamt 130 Meerkatzen für Versuche.
Ein Ende der Schimpansenversuche zeichnet sich ab
Aufgrund massiver Proteste zahlreicher europäischer Tierschutzorganisationen gegen das BPRC, allen voran die CEECE (“Coalition to End Experiments on Chimpanzees in Europe”), gibt es seitens der niederländischen Regierung Zusagen, die Experimente an den Schimpansen innerhalb der nächsten drei Jahre auslaufen zu lassen. Die Tiere sollen in Zoos bzw. in einem noch zu bauenden Affenreservat in Spanien ihr artgerechtes Ausleben finden.
Doch äußerste Skepsis ist bei den politischen Versprechen angebracht, denn ein Projekt, bei dem sechs Schimpansen mit Hepatitis C infiziert werden, wurde für das Jahr 2002 neu (!) genehmigt!
Stopp a l l e r Tierversuche an Affen
Für die anderen Affenarten werden lediglich bessere Haltungsbedingungen angedacht. Dies ist für uns TierversuchsgegnerInnen unhaltbar. Wir verlangen die endgültige Schließung des BPRCs und die Unterbringung aller Affen in einer von Tierschützern betriebenen Auffangstation.
Skandal: EU fördert diese Tierversuche mit unserem Steuergeld
Das BPRC finanziert sich zu zwei Dritteln aus öffentlichen Geldern.
Die Generaldirektion für Forschung der EU fördert Forschungsprojekte des BPRC jährlich mit 2,21 Millionen Euro!
In Beantwortung einer Schriftlichen Anfrage (P-1720/01) führt Kommissar Busquin an, dass die Europäische Kommission das BPRC im Rahmen des 5. Forschungsprogrammes bisher mit insgesamt ca. 4,3 Millionen Euro unterstützt habe und dass mehrere in den Jahren 1999 und 2000 angelaufene Forschungsprojekte mit einer Laufzeit von drei Jahren bezuschusst wurden. Forschungsgebiete sind die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamente gegen HIV, Tuberkulose, Malaria und Hepatitis C.
Protest:
Bitte richten Sie Proteste an den EU-Forschungskommissar Philippe Busquin und ersuchen auch Sie ihn, Tierversuche nicht mit öffentlichen Förderungsgeldern zu finanzieren und die Förderung von Tierversuchsprojekten am BPRC sofort einzustellen und das Primatenforschungszentrum zu schließen.
Adresse:
Herrn Phillipe Busquin
Kommissar für Forschung
Direktion F
Europäische Kommission
Rue de la Loi 200
B-1049 Brüssel
Musterbrief:
Sehr geehrter Herr Kommissar Busquin,
mit Befremden habe ich vernommen, dass die Kommission das Biomedical Primate Research Centre (BPRC) in Rijswijk/Niederlande jährlich mit 2, 21 Millionen Euro unterstützen soll.
In Beantwortung der Schriftlichen Anfrage P-1720/01 teilen Sie mit, dass die EU das BPRC bisher mit insgesamt ca. 4,3 Millionen Euro unterstützt habe, dass mehrere in den Jahren 1999 und 2000 angelaufene Forschungsprojekte mit einer Laufzeit von drei Jahren bezuschusst worden seien.
Es empört mich, dass mit öffentlichen Geldern Tierversuche, das heißt immenses Tierleid, unterstützt und gefördert wird.
Ich bitte Sie, Ihren Einfluss geltend zu machen und die Finanzierung von Tierversuchsprojekten am BPRC sofort einzustellen und sich für die Schließung des BPRC einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Weitere Protestadressen:
Biomedical Primate Research Center (BPRC),
P.O. Box 3306
NL-2280 HV Rijswijk, Niederlande
Tel.: +31 15 284 2699, Fax: + 31 15 284 3999
E-Mail: bontrop@bprc.nl
Ministerie O.C. & W. t.a.v. dhr. L. Hermans
Postbus 25000
NL-2700 LZ Zoetermeer
Niederlande
Siehe dazu auch unsere Presseinformation: Europaweiter Protest gegen Botox-Tierversuche. Schweizer Konzern Nestlé im Zentrum der Kritik.
Nachtrag vom 02.01.2006:
Seit 1. Jänner 2006 sind in Österreich Tierversuche an Menschenaffen gesetzlich verboten. Ein schöner Erfolg, zu dem auch die von uns initiierte Parlamentarische Bürgerinitiative für ein Verbot von Tierversuchen an Menschenaffen wesentlich beigetragen hat.
Nachtrag vom 03.11.2006:
Im Jahr 2003 erließen die Niederlande ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen an Menschenaffen. (Auch in Schweden wurde mittlerweile ein derartiges Verbot erlassen.) In der Folge wurde ein Teil der Menschenaffen des BPRC an Zoos und Safariparks untergebracht. Insbesondere für jene Affen, die mit HIV oder Hepatitis C infiziert worden waren, baute die Organisation Stichting Aap mit finanzieller Unterstützung der niederländischen Regierung eine Auffangstation in Almere, die am 02.11.2006 eröffnet wurde. Sie ist damit EU-weit die erste Auffangstation u.a. für ehemalige Versuchsaffen.
Die sechs zuletzt mit Hepatitis C infizierten Schimpansen wurden dort schon untergebracht. Die restlichen Menschenaffen sollen ihnen bald folgen.
Mehr dazu unter:
Erfolgreiche Bürgerinitiative gegen Tierversuche an Menschenaffen
Hoffnung auf Verbot von Tierversuchen an Menschenaffen
Verbot von Tierversuchen an Menschenaffen im Plenum beschlossen
Siehe dazu auch:
Tierversuche an Primaten
STOPP dem Primatenhandel
Primatenlabor Covance in den Schlagzeilen
Schweiz: Depressionsforschung an Weissbüscheläffchen
Schweizer Kommissionen fordern Zurückhaltung und Verbot bei Affenversuchen
Holocaust Autor protestiert gegen Experimente an Affen
Schweiz: Tierversuche an Affen nicht genehmigt
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