GOLDGEBEN / Zwei Kaiseradler wurden vergiftet aufgefunden. Tierschützer über Tod der geschützten Tiere schockiert. Täter bisher unbekannt, Jäger weisen Verdacht von sich.
VON MICHAELA HÖBERTH
Es war ein großer Schock für die Jägerschaft und die heimischen Tierschutzorganisationen: Am 20. August wurden zwei Kaiseradler in der Nähe von Goldgeben tot aufgefunden. Ein Bauer entdeckte die Kadaver der äußerst seltenen und streng geschützten Tiere bei einem Hochstand. Sofort wurden der zuständige Jagdleiter und die Polizei verständigt. Nach einer Untersuchung des Forschungsinstituts für Wildtierkunde stand fest: Die Tiere wurden mit dem illegalen Gift Carbofuran vergiftet.
Tierschützer: Tat richtet sich gegen Schutzbemühungen
Das Pestizid Carbofuran wurde früher in der Landwirtschaft zur Vernichtung von Schädlingen eingesetzt, konnte jedoch oftmals auch in Giftködern nachgewiesen werden. Daher wurde die Substanz als illegal erklärt. „Obwohl das Nervengift seit 2008 verboten ist, horten Giftleger offenbar noch genügend Lagerbestände, um weiterhin illegale Anschläge auf seltene Wildtiere zu verüben“, ist sich Christian Pichler von der Tierschutzorganisation WWF sicher. Auch in den Kröpfen der getöteten Adler konnten noch Reste von Giftködern gefunden werden. Der Verlust der beiden Tiere wiegt schwer, denn der Kaiseradler ist nicht nur die seltenste heimische Adlerart, sondern auch in seinem Weltbestand gefährdet.
In ganz Österreich leben nur noch sechs Paare und einige herumstreifende Individuen. „Es überleben ohnehin nur drei von zehn Jungadlern ihre ersten Jahre, die übrigen sterben, bevor sie das erste Mal brüten können“, erklärt Gabor Wichmann von der Organisation BirdLife Österreich, die an dem internationalen Schutzprogramm für seltene Vögel beteiligt ist. Daher ist das rasche Auffinden der Täter umso wichtiger. „Wir dürfen nicht zulassen, dass unverantwortliche Einzelpersonen internationale Schutzbemühungen zunichte machen“, so Wichmann.
Hausleitens Jägerschaft ist von Vorfall schwer betroffen
Auch die Jägerschaft ist über den Vorfall entsetzt. Man hofft, den Täter bald ausfindig machen zu können. „Wir verurteilen die illegale Tat scharf und sind an einer raschen und vollständigen Aufklärung interessiert“, versichert Peter Lebersorger von der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände. Besonders betroffen zeigt sich die Jägerschaft in Hausleiten. Sie trauert nicht nur um den Tod der Kaiseradler, sondern fürchtet auch um ihren Ruf.
„Für mich ist diese Tat nicht nur völlig unverständlich, sondern richtiggehend verabscheuungswürdig“, so Gerhard Malafa, der Jagdleiter in Goldgeben. „Wir waren sehr stolz darauf, dass sich Adler bei uns einnisten. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, so Malafa. Dass es sich bei dem Täter um einen Jäger handelt, kann er mit Sicherheit ausschließen. „Ein Giftanschlag geht gegen alles, was die Jagd auszeichnet. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass die Leute aus meinem Revier unschuldig sind. Auch einen Jäger aus der Umgebung kann ich mir nicht als Täter vorstellen. Außerdem ist anzunehmen, dass ein Jäger die Tiere wohl kaum in der Nähe eines Hochstandes auslegen würde“, ist der Jagdleiter überzeugt.
Von dem Täter fehlt bisher jede Spur. Die heimische Jägerschaft ist derzeit damit beschäftigt, alte Vergiftungsfälle in der Umgebung auf der Suche nach Hinweisen wieder aufzurollen. Die Kadaver wurden dem Naturhistorischen Museum Wien zu Verfügung gestellt.
http://www.noen.at/redaktion/n-kor/article.asp?Text=346321&cat=341
09.09.2010
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