Offener Brief an das Wissenschaftsministerium

Anmerkung: Die erfolgte Antwort finden Sie am  Ende des Artikels

Wien (OTS) – Sehr geehrter Herr Ministerialrat Haslinger,

der weltweite mediale Aufschrei hat gezeigt, wie unsensibel hier
vorgegangen wurde. Wäre die auf das Paradigma des Tierversuchs
gestützte Grundlagenforschung – die in der Regel in Labors hinter
verschlossenen Türen stattfindet – nicht schon so weit von der
Werthaltung der interessierten Öffentlichkeit entfernt, dann hätten
die involvierten Personen vorweg gewusst, welche Lawine der Empörung
sie lostreten würden.

Freilich ist es (leider) so, dass täglich tausende Schweine unter
wahrlich auch schlimmen Umständen getötet werden; dennoch: Die
Geschichte von dem abgebrochenen Lawinen-Experiment ist eine andere
und soll ein Happy End haben: Es gibt verbindliche Zusagen, die
Schweine auf einen Gnadenhof zu bringen und gerade ihnen, die für den
Tod durch Ersticken oder Erfrieren bestimmt waren, die Chance zu
geben, viel, viel später an Altersschwäche zu sterben und bis dahin
fröhlich und artgerecht zu leben.

JETZT erwartet die (sehr, sehr große) interessierte Öffentlichkeit,
dass gerade diese Tiere nicht aus Bestemm und Justament zur
Schlachtbank gezerrt werden. Dem Vernehmen nach ist dieser Schritt
bei den Verantwortlichen noch fraglich; der Schaden für den Tourismus
und für das Ansehen der Forschung wäre enorm, wenn jetzt ohne Not die
Tötung der soeben (fast) geretteten Tiere erzwungen wird!

DAHER meine Bitte und mein Appell:
Lassen Sie nicht zu, dass dem Image der Wissenschaft weiterer Schaden
zugefügt wird, indem die AkteurInnen den Weg für ein Happy End im
konkreten Fall versperren!

Sämtliche Kosten der Abholung, des Transports und der Unterbringung
der Tiere werden von TierschützerInnen getragen; auch die
VerkäuferInnen erhalten den Preis.

Eine Nicht-Annahme dieses Angebotes wäre nicht nur unverständlich und
würde wieder zu massiven Protesten führen, sondern sie wäre unter
Bedachtnahme auf das BUNDESTIERSCHUTZGESETZ, das grundlose Tötungen
verbietet, auch RECHTLICH PROBLEMATISCH.

Pro futuro sollten wir in der Kommission gemäß §13
Tierversuchsgesetz, der ich – wie Sie wissen – seit 1990 angehöre,
nicht nur abstrakt über Versuchsmethoden, Validität von
Tierversuchen, Alternativen usw. diskutieren, sondern an Hand
konkreter Anträge auch Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz
erörtern.

DAHER nochmals mein dringendes Ersuchen: Werden Sie aktiv, dass DIESE
Tiere frei gegeben werden, setzen sie sich sofort mit den
Verantwortlichen in Verbindung und verhindern Sie, dass die
“Lawinen-Schweine” grundlos sterben müssen.

Dr. Madeleine Petrovic
Klubobfrau der Grünen in NÖ und Mitglied der Kommission gemäß § 13
Tierversuchsgesetz

Rückfragehinweis:
Die Grünen
Tel.: +43-1 40110-6697
presse@gruene.at

Am 18.01.10 16:46 schrieb “Haslinger Alois” unter < Alois.Haslinger@bmwf.gv.at >:

Sehr geehrte Frau LAbg. MMag. Dr. Petrovic !

Ich darf den Erhalt Ihres offenen Briefes vom 18.1.2010 an das
Wissenschaftsministerium betreffend die “Lawinenschweine” bestätigen und
Ihnen dazu mitteilen, dass die Tiere nach Auskunft des Rektors der
Medizinischen Universität Innsbruck bereits einem Landwirten zur
artgerechten Haltung übergeben wurden.

Mit freundlichen Grüssen,
MR Dr. Alois Haslinger
Ref. II/10b,
Bundesministerium f. Wissenschaft und Forschung

Von: “Madeleine Petrovic” <madeleine.petrovic@gruene.at>
An: “Haslinger Alois” <Alois.Haslinger@bmwf.gv.at>
Gesendet: Montag, 18. Januar 2010 19:21:35 GMT +01:00
Amsterdam/Berlin/Bern/Rom/Stockholm/Wien
Betreff: Re: “Lawinenschweine”

Sehr geehrter Herr Ministerialrat,

DANKE für Ihre Antwort; ich hoffe, dass die Tiere von den Landwirten an die
involvierten Tierschutzeinrichtungen übergeben werden!
Gleichzeitig rege ich an, im Rahmen der nächsten §13-Sitzung eine Nachlese
durchzuführen, damit in Zukunft auch die soziale Akzeptanz der
Grundlagen-Forschung in die Arbeit der Kommission einbezogen werden kann.

Mit freundlichen Grüßen
Madeleine Petrovic

Siehe auch unter Grausame Lawinen-Experimente mit Schweinen

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