Tierversuchsstatistik für das Jahr 2006 – eine Analyse

Vorbemerkung: Der schnelleren und leichteren Übersichtlichkeit wegen, wurden die 40 zu analysierenden Tabellen der offiziellen Tierversuchsstatistik auf 4 Seiten zusammengefasst, indem bei den Tabellen 2 – 7 die Aufschlüsselung nach den einzelnen Tierarten weggelassen wurde.

Am 26.06 2007 ist die amtliche Tierversuchsstatistik gemäß § 16 Tierversuchsgesetz für das Jahr 2006 im Amtsblatt der Wiener Zeitung und auf der Homepage des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung veröffentlicht worden.

Die Zahl der Tiere, die für Experimente und Tests ihr Leben lassen mussten, ist im Jahre 2006 dramatisch (+13,6 %) angestiegen. Insgesamt wurden im Jahr 2006 an 190.121 lebenden Wirbeltieren (um 22.809 Tiere mehr als im Jahre 2005) Experimente und Tests durchgeführt, die für die Tiere mit großen Leiden und Schmerzen verbunden waren, eingesetzt.

Wie schon bei den vorhergehenden Berichten angeführt, ist bei der statistischen Darstellung der Versuchstiere folgendes zu berücksichtigen und festzuhalten:

  • Wie viele Tiere sich im Jahr 2006 tatsächlich in den Versuchslabors befunden haben, ist der Statistik noch immer nicht zu entnehmen, da sich die Zahlen nur auf die Labortiere, die im betreffenden Jahr tatsächlich im Versuch eingesetzt waren, beziehen. Es ist aber durchaus üblich, Tiere in den Versuchslabors quasi auf Vorrat zu halten bzw. bei Nichtgebrauch auch zu töten, was statistisch nicht eigens erfasst wird.
  • Zudem ist der Statistik nicht zu entnehmen, wie viele Versuche ein einzelnes Versuchstier insgesamt bis zu seinem qualvollen Tod über sich ergehen lassen musste.
  • Auch werden Klonversuche, gentechnische Experimente und der Einsatz von transgenen Tieren nicht eigens ausgewiesen.
  • Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass die Zahlen der offiziellen Statistik nicht dem tatsächlichen Verbrauch von Tieren in den Labors entsprechen.
    Denn nach dem Tierversuchsgesetz gilt nicht jeder Eingriff an einem Tier (auch in einem Tierversuchslabor!) als ein Tierversuch und scheint somit auch nicht in der offiziellen Statistik auf. Nach dem Gesetz handelt es sich nur dann um einen Tierversuch und wird auch nur dann statistisch erfasst, wenn

1. der Versuch an einem Wirbeltier durchgeführt wird. Versuche an Wirbellosen gelten nicht als Tierversuche – und werden auch nicht statistisch erfasst!

2. der Versuch mit erheblichen Schmerzen und Leiden verbunden ist. Alle Eingriffe, die nach der Meinung des Experimentators (!) für das Tier nicht belastend sind, gelten nicht als Tierversuche – und werden auch nicht statistisch erfasst!

3. der Versuch am lebenden Tier durchgeführt wird. Versuche an Tieren, die vorher eigens (zum Zwecke der Gewinnung von Gewebe, Zellen, Organen etc.) dafür getötet wurden, gelten nicht als Tierversuche – und werden auch nicht statistisch erfasst!

4. Ebenso wenig gelten Versuche an Tierföten und -embryonen als Tierversuche – und werden auch nicht statistisch erfasst.

5. Darüber hinaus unterliegen Tierversuche, die in einem anderen Land in Auftrag gegeben oder als (auch mit österreichischen Steuermitteln gefördertes) Forschungsprojekt in ein anders Land verlagert werden nicht dem österreichischen Tierversuchsgesetz – und werden auch nicht statistisch erfasst.

Tabelle1:
Anzahl der verwendeten Tiere nach ihrer Herkunft:

Nach wie vor stammen fast drei Viertel (68 %) aller Versuchstiere aus n i c h t (!) registrierten Zucht- oder Liefereinrichtungen. Lediglich 32 % kommen aus einer österreichischen registrierten Zucht- oder Liefereinrichtung.
Dies widerspricht völlig der Zielvorgabe der Tierversuchsstatistik-Verordnung, nach der die Tiere vorrangig aus registrierten Einrichtungen kommen sollten.

 

Anzahl der verwendeten Tiere nach den zuständigen Ressorts:

Mit 130.588 (davon mit 52 erneut verwendeten) Tieren hat wieder das Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend die höchste Anzahl zu melden – das sind um 6.151 Tiere (= 5 %) mehr als im Vorjahr.
An zweiter Stelle folgt das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, das 50.802 Tiere – um 36 % mehr als im Vorjahr – zu verzeichnen hat. 187 Tiere wurden erneut verwendet.
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft steht mit einer Steigerung von über 18 % gegenüber dem Vorjahr mit 4.415 Tieren und 5 erneut verwendeten Tieren an dritter Stelle.
Den Abschluss bildet das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit mit einer Anzahl von 4.316 Tieren, was jedoch eine Steigerung von 147 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

 

Anzahl der verwendeten Tiere nach ihrer Art:

Nach wie vor sind die Mäuse mit einer Anzahl von 143.974 Tieren traurige Spitzenreiter. Ihnen folgen die Kaninchen mit 17.781 Tieren. Die dritte Stelle nehmen die Ratten mit 12.435 ein.
Weiters wurden folgende Tierarten in absteigender Reihenfolge verwendet: Fische (7.732), Meerschweinchen (3.689), Andere Vögel (1.421), Rinder (1.074), Schweine (956), Schafe (237), Amphibien (187), Hunde (150), Andere Nager (133), Katzen (128), Hamster (80), Pferde/Esel/Kreuzungen (54), Meerkatzen (eine Affenart; 52), Ziegen (38) und Reptilien (30), die erneut verwendet wurden.

Bezüglich der Zunahme gegenüber dem Vorjahr innerhalb der einzelnen Tierarten stehen die Katzen mit einer Steigerung von 967 % an erster Stellen, gefolgt von den Fischen (+ 545 %), Rindern (+ 100 %), Hunden (+ 76 %), Anderen Vögeln (+ 41 %), Andere Nager (+ 24 %), Schafe (+ 22 %), Meerschweinchen und Schweine (je + 17 %), Mäuse (+ 12 %), Ratten (+ 4 %).
Lediglich bei folgenden Tierarten ist es zu einer Verringerung gegenüber dem Vorjahr gekommen (in absteigender Reihenfolge): Amphibien, Hamster, Pferde/Esel/Kreuzungen, Ziegen, Meerkatzen, Kaninchen.

 

Tabelle 2:
Anzahl der verwendeten Tiere nach dem Versuchszweck:

Fast zwei Drittel der Versuchstiere (128.103) wurden für die Forschung, Entwicklung, Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin verwendet.
Im Bereich der Grundlagenforschung mussten 26 % der gesamten Versuchstiere, das sind 48.681 Tiere, sterben – um 43,5 % mehr als im Vorjahr.
Auch die für die Tiere extrem belastenden toxikologischen und sonstigen Unbedenklichkeitsprüfungen (Haut- und Augenreizungstests etwa) sind mit 9.595 Tieren wieder – um 17 % – gestiegen (in den Tabellen 3, 6 und 7 werden diese detaillierter aufgeschlüsselt) und machen 5 % aller “verbrauchten” Tiere aus.
Tierversuche im Rahmen der Ausbildung an 1.448 lebenden Tieren (nämlich Ratten, Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen, Schweine (!) und Andere Vögel (!) ), die sich schon das vorletzte Mal verdoppelt haben, haben wieder (um 36 %) zugenommen, obwohl es gerade in diesem Bereich ausreichend Alternativmethoden gibt.
Zum Zweck der Krankheitsdiagnostik wurden – trotz Zunahmen – weiterhin weniger als 1 % der Tiere verwendet.

 

Tabelle 3:
Die Spalte 2.6 mit den 9.595 Tieren wird hier weiter nach der untersuchten Stoffart aufgeschlüsselt:

Für toxikologische und sonstige Unbedenklichkeitsprüfungen wurden 9.595 Tiere insgesamt verwendet. An mehr als der Hälfte der Tiere, nämlich an 5.394, wurden Giftigkeitstests für Produkte/Stoffe/Geräte der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin durchgeführt.
4.201 Tiere wurden der Rubrik 3.10. (bzw. in Tabelle 8 der Spalte j) zugeteilt, die mit dem Titel “Sonstige toxikologische und Unbedenklichkeitsprüfungen” eigentlich gar keine Stoffart bzw. Produktgruppe darstellt.
Für Kosmetika, Lebensmittel- und Futtermittelzusatzstoffe, für Produkte/Stoffe im Haushalt, in der Landwirtschaft und in der Industrie wurden – wie auch schon im Vorjahr – keine Giftigkeitstests durchgeführt, ebenso keine für mögliche oder tatsächliche Kontaminanten in der Umwelt.

 

Tabelle 4:
Anzahl der verwendeten Tiere bei Versuchen im Zusammenhang mit Krankheiten von Mensch und Tier:

Hierfür wurden insgesamt 90.730 Tiere “verbraucht” (um fast 20 % mehr als im Vorjahr), davon 22.028 für Krebserkrankungen beim Menschen, 5.316 für Nervenleiden und Geisteskrankheiten des Menschen und 2.615 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen des Menschen.
Für spezielle Tierkrankheiten betreffende Untersuchungen mussten 2.884 Tiere sterben – um 2.789 mehr als im Vorjahr, das ist eine Steigerung von 2.936 %! .
Nach wie vor findet sich die höchste Anzahl der verwendeten Tieren mit 57.887 in der Rubrik für “Sonstige Krankheiten des Menschen”. Nach wie vor fordern wir, dass hier die Statistik im Sinne der Aussagekraft weiter nach Krankheiten differenziert werden sollte (etwa nach Diabetes, Allergien etc.).

 

Tabelle 5:
Die Zahlenangaben der Spalten 2.4 und 2.5, nämlich die Anzahl der 38.636 verwendeten Tiere bei der Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin werden hier weiter nach den Rechtsvorschriften aufgeschlüsselt:

23.531 Tiere wurden aufgrund von einer Kombination von Rechtsvorschriften (EU, Europarat, nationale und sonstige) verwendet; 14.783 Tiere wurden aufgrund von EU-Rechtsvorschriften den Versuchen unterzogen; an 215 Tieren wurden aufgrund österreichischer Rechtsvorschriften Experimente durchgeführt.
Waren für das Jahr 2004 in der Rubrik für “sonstige Rechtsvorschriften” noch 22.537 Tiere, im Jahre 2005 461 Tiere registriert, so sind es diesmal lediglich 70.
Auch die Zahl der Versuche – nämlich 37 -, die auf keiner (!!!) Rechtsvorschrift basieren, sind immer weiter zurückgegangen.

 

Tabelle 6:
Die Spalte 2.6 wird hier mit den 9.595 Tieren weiter nach den Rechtsvorschriften aufgeschlüsselt:

An fast der Hälfte der Tiere, an 4.201, wurden toxikologische und sonstige Unbedenklichkeitsprüfungen aufgrund “Sonstiger Rechtsvorschriften” durchgeführt.
An 3.407 Tieren wurden Giftigkeitstests aufgrund von EU-Rechtsvorschriften vorgenommen.
An 1.133 Tieren wurden toxikologische und sonstige Unbedenklichkeitsprüfungen aufgrund eine Kombination von Rechtsvorschriften (EU, Europarat, nationale und sonstige) durchgeführt.
An 303 Tieren (aber immerhin um einiges weniger als in den Vorjahren) wurden Giftigkeitstests ohne jegliche Rechtsvorschrift durchgeführt!!!

 

Tabelle 7:
Die Spalte 2.6 wird hier mit den 9.595 Tieren weiter nach der Art der Toxizitätsprüfungen aufgeschlüsselt:

Die Toxizitätstests, die außerordentlich belastend für die Tiere sind und mit großen Schmerzen und Leiden einhergehen, sind abermals gestiegen (von 8.176 auf 9.595).
Leichte Abnahmen sind zu verzeichnen bei den Hautreizungs-, Hautsensibilisierungs- und Augenreizungtests sowie den Mutagenitätstests.
Doch bei den akuten, subakuten, chronischen, subchronischen Toxizitätsprüfungen hat es Zunahmen gegeben.
Auffällig ist der neue Verbrauch von 501 Tieren auf Prüfung der Toxizität für Wasserwirbeltiere.

 

Tabelle 8:
Die Spalte 2.6 wird hier mit den 9.595 Tieren weiter nach der Art der Toxizitätsprüfungen aufgeschlüsselt und nach den Produktgruppen eingeteilt:

Für toxikologische und sonstige Unbedenklichkeitsprüfungen wurden 9.595 Tiere insgesamt verwendet. An mehr als der Hälfte der Tiere, nämlich an 5.394, wurden Giftigkeitstests für Produkte/Stoffe/Geräte der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin durchgeführt, davon wiederum hauptsächlich akute und subakute Giftigkeitstests (3.401).
Weiteres dazu entnehmen Sie bitte der Analyse zu den Tabellen 3 und 7, da diese in der Tabelle 8 zusammengefasst sind.

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