Menschen schätzen das Knurren anhand der Klangfarbe ein
Wenn Menschen aus dem Knurren eines Hundes auf dessen Größe schließen, spielt die Tonhöhe des Geräuschs nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger für das Einschätzen der Größe ist die Art, wie die Laute zwischen Kehlkopf und Maul des Hundes verstärkt werden. Das hat die britische Wissenschaftlerin Anna Taylor von der Universität von Sussex in Brighton in Tests mit Freiwilligen gezeigt, denen sie am Computer manipulierte Laute von Hunden vorspielte.
Die Forscherin machte zunächst Tonaufnahmen von mehr als hundert knurrenden Hunden, indem sie – nur mit einem Mikrofon bewaffnet – vorsichtig in deren Territorium eindrang. Als erfahrene Verhaltensforscherin hätte sie sich immer rechtzeitig wieder in Sicherheit bringen können, ehe es gefährlich wurde, erklärt sie. Die Aufnahmen spielte die Forscherin dann Freiwilligen vor, die anhand des Geräuschs die Größe des Hundes schätzen sollten.
Das wesentliche Kriterium dabei sind die sogenannten Formanten, ergab die Untersuchung. So bezeichnen Akustiker bestimmte Bereiche im Frequenzspektrum einer Stimme, die durch den Stimmapparat besonders verstärkt werden. Diese Verstärkung kommt durch Resonanz beziehungsweise Dämpfung im Kehlkopf, im Rachen und in der Mundhöhle zustande. Auch in der menschlichen Stimme gibt es typische Formanten, die beispielsweise für das Verständnis der Vokale nötig sind und sich von Mensch zu Mensch individuell unterscheiden. So sind Formanten bei der Erkennung einer bekannten menschlichen Stimme ein wesentliches Kriterium.
Doch auch bei der Hundestimme lassen sich Menschen von Formanten leiten, konnte Taylor zeigen: Die Forscherin manipulierte bei den Aufnahmen den Grundton des Knurrens, der dadurch entweder höher oder niedriger wurde, ließ jedoch das Verhältnis der Formanten gleich. Trotz dieser Manipulation konnten die Probanden die Größe des Hundes noch gut einschätzen. Im zweiten Fall ließ Taylor die Grundfrequenz gleich und veränderte nur die Lage der Formanten, worauf die Freiwilligen sehr viel schlechter in ihren Schätzungen lagen.
Nature, Onlinedienst, DOI: 10.1038/news.2008.852
ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald
Quelle: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/291720.html
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