Aufzählung Tierkrankheiten können teuer sein.
Aufzählung Chronische Leiden auf dem Vormarsch.
Wien. Waldi möchte bei jedem Wetter Gassi geführt werden. Das birgt einige Risiken: Er kann sich verkühlen oder bei einer Rauferei mit Rambo schwer verletzt werden.
Was bei Menschen die Sozialversicherung bezahlt, muss bei Haustieren aus eigener Tasche berappt werden – und das kann teuer werden. In Österreich gibt es seit zehn Jahren eine Krankenversicherung für Hunde und Katzen. Nicht zu verwechseln mit der obligatorischen Haftpflichtversicherung für Hunde. In Großbritannien und Skandinavien ist so eine Versicherung längst Usus.
“Hierzulande ist sie eher noch die Ausnahme”, sagt Robert Svoboda von der Allianz Versicherung, die als einzige in Österreich einen sogenannten “pet-plan” anbietet. 3600 Verträge gibt es bundesweit; 80 Prozent davon für Hunde, der Rest für Katzen. Seit zwei Wochen übrigens bietet die Allianz ihr Produkt auch in Deutschland an.
Gedeckt werden laut Svoboda nur unvorhersehbare Erkrankungen. Die meisten “Schadensfälle” bei der Haustierversicherung sind langfristige, chronische Erkrankungen: Allergien und Magen- oder Leber-Leiden. Auf Platz zwei sind Tumorerkrankungen und deren Operation, gefolgt von Verletzungen oder Unfällen. Eine Kreuzband-OP beim Hund beispielsweise kann locker 1500 Euro kosten. Zuchtbedingte Erkrankungen, die fast alle Rassehunde aufweisen, sind hingegen nicht gedeckt. Auch routinemäßige Impfungen und Entwurmung bezahlt die Versicherung nicht.
Die Haustierversicherung ist ganz klar ein “Stadtprodukt”, wie Svoboda betont. 60 Prozent aller Polizzen wurden in Wien und Wien-Umgebung abgeschlossen: “Der Hund auf dem Bauernhof wird eher nicht versichert.”
In der Hunde-Hauptstadt Wien liebt man die Vierbeiner. Im Jahr 2007 wurden hier 51.150 angemeldete Hunde gezählt. Die Dunkelziffer dürfte etwa doppelt so hoch sein, schätzen Experten. Sehr angesagt sind derzeit Labradore, Möpse oder Weimaraner. Es gibt Hundesalons, kleine Regenmäntelchen, schicke Leinen aller Art – was liegt daher näher, als die Haustiere auch gegen Krankheiten zu versichern?
Kein Geld für Operation
Tierarzt Florian Herold ist von der Sinnhaftigkeit einer solchen Versicherung überzeugt: “Ich hab lange Zeit in England gelebt, dort ist so eine Versicherung selbstverständlich. Wer mit einem Welpen in die Praxis kommt, wird über Impfungen und Entwurmung informiert, und es wird ihm geraten, eine Versicherung abzuschließen.” Ist ein Tier schwer verletzt, braucht es eine Operation oder Medikamente, sind ein paar tausend Euro nämlich relativ schnell weg, weiß der Veterinär. Außerdem: “Es ist als Tierarzt extrem frustrierend, wenn du weißt, dass du was tun könntest, und dann ist kein Geld da und das Tier muss eingeschläfert werden.”
Herold hat der Allianz deshalb angeboten, Tierärzte als Kooperationspartner für den “pet-plan” zu gewinnen. Aber die Versicherung, derzeit der Platzhirsch in diesem Segment, spielte nicht mit: “Die Allianz war von der Idee zwar begeistert, hat dann aber kein Geld dafür gehabt”, so Herold. Er gibt weiters zu bedenken, dass eine Haustierkrankenversicherung Tierärzten die Möglichkeit bieten würde, sich weiter zu entwickeln. Da den Besitzern für komplizierte und kostspielige Eingriffe oft das Geld fehle, würden Veterinäre meist nur Standardoperationen durchführen und könnten so nichts dazulernen.
Aber nicht alle Tierbesitzer wollen eine Versicherung. Marion S. hat seit einigen Tagen einen Labrador-Welpen daheim. Sie denkt nicht daran, ihren Liebling zu versichern: “Wer sich die Behandlung für sein Tier nicht leisten kann, sollte sich keines anschaffen”, meint sie.
Dass sie den Hund einmal aus Geldmangel einschläfern lassen müsste, kann sie sich nicht vorstellen: “Da spar ich halt dann woanders.”
Von Alexa Jirez
Freitag, 25. Juli 2008
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